Mae Sot

 5.Okt.

Kann es immer noch nicht fassen, dass mir jemals auf Reisen so ein schwarzer Tag wie heute unterkommen wird. Aber der Reihe nach...

Suche mein neues GH. Und werde immer unsichere. Das können nie die richtigen Koordinaten sein...In einer Grauzone an der Grenze leben seit Jahren illegal mehrer tausennd Birmesen. Ohne Papiere, nicht mal als Flüchtlinge. Sie haben sich Hütten gebaut


und sie haben auch   2 unbewohnte  halb verfallenen Häuser in ihren Bestitz gebracht. Die  Fasaden schwarz vom Schimmel.

Kaum einer kümmert sich um den Abfall und herumlaufen Hühner und Hunde verdrecken die Schlammflächen dazwischen.  Genau hier meint booking.com,  "Sie haben ihr super GH mit 9,7 von 10,0 möglichen Punkten erreicht".

Den Slum Bewohnern scheint es aber schon mehrfach passiert zu sein, dass Packpacker sich hierher verirren. Einer schlägt an ein blechernes Tor und drinnen meldet sich ein Engländer, schiebt das Tor hoch und fragt mich ob ich gebucht habe. Verdutzt bejahen ich .Er beginnt überall verteilte Kacke von 4 Welpen zusammen zu kratzen und sagt ich soll ihn ins GH eine Treppe hoch folgen. Im Erdgschoss liegen neben hunderten kg Tabakblätter Eisenschrott und andere Unrat...Wir sind noch etwas beim aufräumen. Das Einzelzimmer


ist eine 2×1.5m Pressspankiste ohne Deckel. Offene E Kabel hängen an der Wand. Ich soll aufpassen, da ist schon Spannung drauf.  Das Dormit....siehe Foto. Zwei andere Typen schlafen dort noch auf Matratzen von halb kaputten Lüftern vom Schrott angeblasen

Ein junger Birmese sagt , daß alles sei seine Wohnung. Bis Mittag sei es etwas aufgeräumt und dann kocht er auch etwas... Commune.

Kann auch das Rad solange nehmen,  das Loch im Reifen flickt sein Freund sofort.

Bin so perplex, dass ich bei dem Rad sofort nicke. Mae Sot ist ca 8km von hier entfernt und ich brauche sofort eine neue Bleibe. Bei der ganzen Sache denk ich gar nicht an den großen Rucksack. Der steht im "Einzelzimmer"  .

Womit sich viele Burmesen über Wasser halten ist der Schmuggel.  Über Rutschen wird alles möglich zum Grenzfluss herab gelassen. 


Gerade kommt ein Kleintransporter mit Kisten lebender und toter Hühnern. Longtail Boote schaffen das Gut knattetnd nach Myanmar. Thai Polizei? ,  bestochen oder sie traut sich hier gar nicht mehr herein .

Unter der "Freundscfaftsbrücke" immer noch auf der  Thai Seite liegen zwei Myanmar Dörfer, die sich auf Spirituosen und Zigaretten Schmuggel  spezialisiert habe.


Am oberen Böschungsrand des Flusses steht ein Verkaufsstand neben den anderen. Zwischen der Ware und den Kunden Rollen Stacheldraht.

Ware und Geld wird z.T. über Körbchen am Stiel übergeben. Wie gesagt, alles schon auf der Thai Seite.


 Wo es keine Verkaufsstelle mehr gibt's auch keinen Stacheldraht. Radle weiter Flussabwärts und beobachte das Treiben auf der anderen Seite. Am meinen Radweg paar ärmlichen Hütten mit Burmesen, die aber immer wiederholen Thai Thai,  50m weiter behaupten die Burmesen "Myanmar"..

Plötzlich stoppen mich Militärs.  Ich sei auf  dem Gebiet von Myanmar. Als ich ihn beibringen will dass ich noch in Thailand bin, aber die 50m zur Nachbarhütte mein Rad wieder  zurück schieben werde, macht er mir mit seiner Maschinenpistole  klar, dass ich jetzt sein festgenommen bin. Es sind wirklich birmesische Soldaten, die mit dem weißen Stern an der Uniform. Sie funken ihren Offizier an.  Er will meinen Pass und das nicht vorhandene Myanmar Visa sehe. Die Sache wird immer brenzlicher. Zeige ihn den Pass, gebe ihn aber nicht aus der Hand.  Das eskaliert ja immer weiter. Mir fällt ein, dass ich den GPS Track mit unterlegter Karte mitlaufen habe.

 Zeige ihn meine derzeitige Position auf dem Handy und meine Spur bis hierher. Und neben meiner roten Spur der Fluss als Grenze.


Eine kurze Anweisung an dem MPi Soldaten und ich darf die 50m zurück zur Thai Hütte. Mir schlottern die Beine so, dass ich kaum laufen kann. Nochmal 100m weiter bewaffnete Thai Grenzer. Was ich hier mache?  Renne fast Richtung Straße. ...Derweil knattern die Longtailboote mit Schiebergut über den Fluss und niemanden stört es.

Mir zittern selbst jetzt beim Blog tippen nochmal die Finger vor Angst.

Ich kann nur vermuten, dass es einen kleinen Deal zwischen Thai und Myanmar gibt, das die birmesischen  Schmugglerdörfer mit unter birm. Militärgewalt gestellt sind und nach dem Stacheldraht diese virtuelle Grenze weiter läuft.  Somit agieren birmesisches Militär auf der anderen Seite des Fluss und Thailand schaut weg.

Muss wiederholen,  meine persönliche Vermutung.

Gönne mir eine Pause und studiere die booking.com online Bewertungen der MAE SOT Commune.  Auch heute wieder  4..5 Super Top Bewertungen innerhalb weniger Minuten. Auf Agoda das gleiche, aber Bilder nur vom Essen. Da ist wirklich eine krimminelle Bande bei der Arbeit. Wenn dort im Niemansland irgend was oder auch irgendwer verschwindet, das kommt nie raus. Habe inzwischen mein neues GH und die Besitzerin  eingeweit. Die hat eine Kopie meines Passes und die Koordinaten der Commune und soll, wenn ich mich bis zur Dunkelheit nicht zurück bin  die Polizei informieren.  Pass, Bargeld und Kreditkarten lass ich lieber hier.

Dann radle ich erneut Richtung Commune los. Auf der einen Seite möchte ich nicht, dass bei einer Polizeiaktion die Birmesen aus ihren Bewohnungen getrieben werden, anderseits brauche ich den Rucksack zur Weiterreise.  Das Glück ist auf meiner Seite. Kann den Rucksack fast unbemerkt raus holen. Nur einer der Typen, die heute früh noch schliefen ist da. Jetzt gilt es. Gehe den Type wegen Betug +++ voll an.  Ich will meine 400Baht wieder.  Mein Auftreten zeigt Erfolg, auch weil mehrere Birmesen zusehen. Habe Rucksack und die 10 Eur wieder.

Bin vor lauter Stress heute kaum zum Fotografieren gekommen.


Aber jetzt nachdem bald 40h auf den Beinen wird der Blog für heute geschlossen.

6.Okt.

Zwar noch nicht ausgeschlafen aber eigentlich viel zu spät. Bleibe natürlich noch einen Tag länger.... Es geht täglich nur ein Direktbus von hier nach Chiang Mai und der nächste Bus ist schon voll.  Werde deshalb  morgen einen Umweg über Tag  machen. Möglicherweise find ich dort ein Minitaxi nach Norden.. 

Meine SIM Karte meint, ich habe in 8 Tagen meine 25GB aufgebraucht. Muss es wohl glauben. War aber auch zu verführerisch mit 5G -speed.
Muss also gleich noch mal in die Stadt um Daten "Nachschub" zu besorgen....
... ihr seht  bin wieder online.

    ... nächster Tag


Die Straße zwischn Mae Sot und der Grenzbrücke ist 4 spurig, kerzengerade und bei dem Verkehr für mich als Radler teilweise eine Mutprobe.
Nach all den trouble gestern will ich heute  Bilder  von denen machen, die es eigentlich offiziell gar nicht gibt.
...

 Um das Gebiet der beiden Häuser liegen hunderte Barakken. 



 

Der Wasch und Toilettenplatz liegt etwas abseits.

Die Toiletten sind privat und sauber und werden nach Benutzung wieder abgeschlossen. 

Mit Zwillingsmädchen mache ich Styropur weitblasen. Sie kreischen so vor Freude, dass noch andere Kinder gleich mitspielen wollen. 
 Hinter den Hütten  wird  Gemüse angebaut und Brennholz wird gespalten.

 Unten in den festen Häusern gibt eine kleine Textilfabrik ca 30 Frauen Arbeit.







Noch weiter südlich ein nächstes Hüttendorf.






Ein Mann produziert Gießkanne aus alten Speiseöl Kanistern. Da er das Blech nicht löten kann, hat er Styropur Müll in  Aceton aufgelöst und verklebt mit der stinkende Paste die Einzelteile. 


Radle zurück, wo die Männer arbeiten . Meist bringen nur kleine Transporter die Schmuggelware  Richtung Myanmar.

Autoreifen, Wasserschläuche Nudelsuppen. Ein Transposter nach dem anderen. Thailand liefert und liefert und  auf der birmesischen Seite warten die leeren LKWs zur Abholung.





Unterhalb der offiziellen Grenzbrücke der bescheidene birmesische Rückfuss. 

Alkohol und Zigaretten, Trockenfisch  aber auch Gemüse....


Upps,  eine Thai  packt ihren Kofferraum voll mit 'billigeren' thailändischen Dosenbier, geschmuggelt aus Myanmar.
Eine Frau versucht die Flucht ihrer Katze nach Tailand zu verhindern.


....






Kommentare

  1. Servus , komme bloß ohne Löcher im Leib wieder heme an !, Vati ist zuhause . Der🧑‍🦯

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